nucleus-magazin

Samstag, 9. Februar 2013

Unterwegs in Gelsenkirchener Vorgärten oder unterwegs in und mit den Gelsenkirchener Geschichten.

Wenn man einen Vorgarten einmal genau betrachtet, so ist er ja meist kein eigentlicher Garten, sondern bildet eine Art mehr oder weniger grünen Vorbau - einige wenige Elemente zeugen von dem gestalterischen Können der Eigentümer und geben eine erste Visitenkarte ab.

Der eigentliche Garten liegt hinter dem Haus, ist viel privater und nicht immer repräsentativ angelegt, so dass er öfter wesentlich weniger ausgeputzt wirkt, aber wenn überhaupt, dann wird hier gelebt.

Hier stehen auch die Gartengeräte, liegen Schläuche auf dem Rasen, finden sich Schaufel, Gartenhandschuhe, leere Blumentöpfe, Plastiksäcke voll Erde oder Rindenmulch, Gießkannen. Hier wird sich gebückt, geflucht, entspannt, der Rasenmäher hin- und hergeschoben - mit einem Wort: hier ist bis auf die Wintermonate eigentlich immer etwas los.

Nach getaner Arbeit entschädigt das wahlweise kühle oder heiße Getränk, allein oder in trauter Runde, für Hexenschüsse, schwarze Fußspuren und Rasenreste auf den Steinen.

Hier in den Garten dürfen nur die, die vorne schon durch die Eingangstür und ins Haus durften. Bei Schrebergärten ist das naturgemäß anders, aber das ist eher ein anderes Thema.

Ist man einmal Gast in einem solchen Gartenzuhause und lässt das Wetter einen langen Abend zu, so mag man oft gar nicht mehr gehen. Gartenrunden scheinen meist besser zu funktionieren als das Sitzen auf dem Sofadreieck. Es werden Rauchwerk oder Kerzen entzündet, man reicht sich das à la Zivilisation erlegte und geröstete Wild, neuerdings auch Gemüse und die Getränkekarte wird mündlich vorgetragen.

Solche Zusammenkünfte haben oft etwas archaischmodern Zauberhaftes, der Garten bietet dafür die entsprechend kolorierte Kulisse, zu späterer Stunde mit dem ein oder anderen audiovisuellen Highlight - von Amsel bis Gartenleuchte ist alles dabei.

Von Liane zu Liane oder Denken über ein Projekt

Lange Zeit waren die Gelsenkirchener Geschichten so etwas wie eine Gartengemeinschaft, jeder neue User brachte seine Keim- und Setzlinge, Bäumchen, Sträucher und der ein oder andere sogar Wurzeln fremder Herkunft mit. Dazu kamen Geräte und Fertigkeiten jeder Art sowie Vorstellungen über Arbeit und Arbeitseinsatz, Pausen und Nickerchen und den Schwatz über den Schaufelgriff. Die Gärtner sahen oft derart verschieden aus, dass man sie wohl nicht mit einander in Verbindung gebracht hätte, hätte man sie nicht in ein und demselben Garten unermüdlich werkeln sehen. Wasser und Grundstück stellte der Hausbesitzer.

Ein bunter Haufen Enthusiasten - aber auch einfach Nurgartennutzer kamen, Flaneure des kulturell bestellten Bodens und auch der ein oder andere Zwietrachtsäher, der zumeist aber irgendwann selber das Weite suchte, manchmal allerdings nicht ohne das Zutun von Zwietrachtiziden.

So hätte es ewig weitergehen können, der Ansatz zum Amazonas, zum kulturellen Paradies im Herzen Europas war gelegt, wenn, ja wenn es nicht auch so schön anstrengend gewesen wäre.

Viele Köche verderben den Brei - viele Gärtner bringen Chaos.

Ein Garten und erst Recht ein deutscher ist schließlich eigentlich wirklich doch kein Dschungel und schon gar nicht, wenn man nebenbei auch noch als unbezahlter Wildhüter darin agieren muss.

Arbeitserleichterung ward nun zum neuen Ziel der Gartensaison erkoren.

Neue Maschinen wurden angeschafft, rollten heran, plätteten nebenbei schon so manches zartes Randgewächs, rupften schwer lärmend die nun plötzlich erkenntnisgeleitet Unkraut genannten Pflanzen heraus, und verwandelten den Kulturdschungel schrittweise in einen postparadiesischen Vorgarten.

Das Schnittmuster der neuen Beflanzungen im Kopf, versuchten sich die verbliebenen Gärtner am vorgegebenen Pflanzdiktat, ausgestattet mit allem, was technisch zur Verfügung stand, von Sonne und Wolken und den Jahreszeiten umschienen.

Doch es gediehen trotzdem nur noch ein paar florale Kräuter, wie die ein oder andere Kamille, die Scharfgarbe und so manche Distel. Die Paradiesvögel flogen einer nach dem anderen fort, als sie sahen, dass sie sich nun auf dem Boden nackter Fünfjahresplanung tummeln sollten - wo waren ihre Bühnen, die dicken Äste der knorrigen Typen, geblieben?

Statt der Vögel flogen nun virtuelle Flyer mit Postulaten herum, verführerisch bunte Grußbotschaften aus der sinnenfreien Gutmenschenwelt, gaukelten neue bessere Welten vor und lockten mit Gartenführungen jeder Art.

Die Paradiesvögel verstreuten sich und versuchten sich darin, neue Amazonien zu gründen oder zumindest sich selbst ein bunter Anblick zu sein - die neuen und alten Gärtner pflegen nun wahlweise die verträumten Gänseblümchen oder auch Steine und Ritzen antiunkrautorientiert oder kümmern sich um die Instandhaltung der Gartengeräte.

Für die neue Saison ist die Erkundung eines Steinbruchs zwecks Übernahme der emotionalgestalterischen Elemente für den repräsentativen Vorgarten angedacht.

So ein Vorgarten ist eben einfach unschlagbar.

Finito Mosquito.

Für die Vögel unter uns hier noch einmal ein Blick ins Paradies
- bevor die hübsche Robotereva dem kurzsichtigen Gärtnerteam von der schlangenveredelten Frucht effektiver Automatisierung gab:




Gridcosm Gelsenkirchen
from Jesse Krauß on Vimeo.



Oder ist vielleicht der Zauberer Petrosilius Zwackelmann an allem Schuld?

Man sieht ihn am Schluss dieses Videos, wie er die GGs umzaubert.

Derselbe Zwackelmann, der die Fee Amaryllis in eine hässliche, alte und unendlich traurige Unke verwandelte und sie in den tiefsten Keller seines Zauberschlosses verbannte - bis, ja bis der tapfere Kasper den Seppelhut als magisches Unterpfand einsetzt und das Feenkraut von der Hohen Heide pflückt und alles wieder gut wird.

Außer für den großen Zauberer.

Kasper gesucht.

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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