nucleus-magazin |
Montag, 7. Januar 2013
veicolare, topic: Lebenskunst, 01:51h, Klicks: 861
Wie gut, dass ich mit der schönsten Frau der Stadt nun eine Frau habe, mit der ich über die Liebe zu Frau/en schreiben und sprechen kann, ohne mich als Kandidatin für die nächste Beziehungsrunde zu fühlen oder meinen Neigungswinkel in hetero, homo oder bi definieren zu müssen. Demnächst werden wir uns wieder treffen und ich empfinde es immer noch als überraschende Novität in meinem Leben, - es hat etwas vom Blick in einen geheimnisvollen Raum, den man noch nicht ganz übersehen kann, weil sich die Augen erst noch an das wenige Licht gewöhnen müssen.
Mit äußerlich heterosexueller Vergangenheit haben wir eine Gemeinsamkeit, die das Thematisieren von Beziehungen zu Männern zulässt und mir Gedanken eröffnet, die ebenfalls neu sind. Mir war eine gewisse "spaßorientierte Kumpelhaftigkeit" in der Beziehung immer wichtig, es sollte sich nicht nach miefigen Ehejahren anfühlen, sondern nach einer gelebten Freundschaft, die auch mal den einen oder anderen Knuff vertragen konnte und nicht so bierernst daher kam. In der Tat habe ich zu den meisten Exfreunden noch ausreichend gesprächsfähige Beziehungen. Aber Liebe war es nie. Meine Beziehungen zu Männern waren sicheres, relativ ruhiges und überschaubares Terrain, händelbarer Beziehungsalltag. Aber eben keine Liebe und die Leidenschaft schaffte es nie vom Körper in die Seele. Gute Freundschaften mit Mehrwert, aber kein Hauch von Ewigkeit. Nach dem Lesen diverser frauenfrauenliebender Romane und eigener Erfahrung, scheint das, was zwischen Frauen passiert, Horizonte, Mauern und sonstige innere und äußere Grenzposten wie Streichhölzer umknicken zu lassen. Ent - grenzung par excellence. Nuancenhaftes Begegnen, unentrinnbare Konfrontation mit dem eigenen Selbst. Und jede mit ihrem eigenen Anfang. Bei ihr lange Gewissheit und langes Verdrängen, bei mir wie das Hinzugewinnen eines unbekannten Kontinents, ein unerwarteter Gewinn, ein Überraschungsgeschenk des Lebens. Auch wenn ich nicht das Gefühl eines Schlafes gehabt habe, wie es Flannery beschreibt, "es hatte sie, endlich, aus ihrem lebenslangen Schlaf erweckt", so ist es doch wie ein plötzlicher Aufruf zu etwas gänzlich Neuem gewesen, ein Aufruf, dem ich durchaus zwiegespalten gegenüberstand, da es für meinen Part eine festgelegte Rolle gab, die ich jedoch zu erfüllen nicht bereit gewesen wäre, ich tauge nicht zur Liebhaberin in geometrischen Beziehungsmustern. Und da sind wir dann ganz schnell beim Thema "tolerante (Ehe)männer" und die Geometrie bekommt eine Ecke mehr. Den Mann für die äußere soziale Ordnung, die Frau für die Leidenschaft, nicht mal gefühlte Konkurrenz für den Mann. Intuitiv kein Modell für mein Seelenleben. Es wird wieder viele Worte um Kaffeetasse und Frühstücksgedeck geben.
veicolare,
Montag, 7. Januar 2013, 23:30
Und auch sonst mit den Frauen
ist es ein bisschen erstaunlich, - eigentlich hatte ich gedacht, dass sich die eine oder andere angesichts meines zumindest-eine-frau-liebenden-outings nun möglicherweise verängstigt oder angewidert zurückziehen würde.
Das Gegenteil ist der Fall. Mit geradezu warmherziger Empathie entstehen aus altbekannten Verbindungen ganz neue, weiche Ebenen des Umgangs miteinander - als ob es auf beiden Seiten Herzen geöffnet hätte für andere verbale Tonleitern und Worte. Das macht mich glücklich. ... commentlink
pito,
Dienstag, 8. Januar 2013, 20:34
Man blättere zurück. So viel Leid. Daraus nun Glück? Passion.
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veicolare,
Dienstag, 8. Januar 2013, 23:26
Glück und Leid
Und Leid und Glück.
Nebeneinander, gleichzeitig, nie und immer. ... commentlink
veicolare,
Samstag, 12. Januar 2013, 02:14
und 270 klicks...
minus natürlichem Vergessen, maximiert mit minimalem Multiplizieren, -
Ich weiß bis heute nicht, ob Frau schon lesbisch ist, wenn sie nur eine Frau je liebte, wenn sie sich vielleicht völlig unverliebt am liebsten Frauen anschaut oder eine gar auf den ein oder anderen Drink ganz unverfänglich einlädt - letztendlich - sind Begriffe vor allem Griffe zum Festhalten oder Aufziehen von Schubladen. Nichts was uns weiterbringt als unseren eigenen Zimmerwinkel. ... commentlink
veicolare,
Sonntag, 13. Januar 2013, 20:40
Observed by kindergarten
Irgendwann zum Schluss des Gespräches erzählte ich der schönsten Frau der Stadt, dass aufgrund besonderer Verlinkungen unser Treffen bereits unter dreihundert Augenpaaren eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren habe.
Nachdem ich ihr die näheren Umstände auseinandergesetzt hatte, kommentierte sie trocken: was für ein Kindergarten und - wie spießig und dann lachte sie einfach. ... commentlink ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50 status
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