nucleus-magazin

Dienstag, 9. Oktober 2012

Lange lange konnte ich mich nicht dazu entschließen, hier darüber zu schreiben.

Weil es nicht nur ein Schreiben über eine weitere Liebe ist, sondern der jetzigen von einer Seite sehr nahe kommt, die mir Unbehagen bereitet.

Im Sommer 2000, kurz vor dem Tod meiner ersten Liebe, lernte ich den Mann kennen, der einige Jahre später zur zweiten Liebe werden sollte.

Damals deutete aber nichts darauf hin. Im Gegenteil, ich konnte mit seinen Annäherungen so gar nichts anfangen, schrieb in einer privaten Aufzeichnung, dass ich nicht einmal daran dächte, in eine körperliche Beziehung mit ihm zu treten.

Er wurde trotzdem Jahre später zu einer Liebe, die mich lange begleitete.

Fünf lange Jahre.
Eine Liebe, die mit sehr wenig zufrieden war.
Die sich von Gesprächen nährte.

Ich hatte kein Bedürfnis nach körperlicher Nähe zu diesem Menschen; ich habe das manchmal hinterfragt, konnte aber weder mir noch anderen Nachfragenden eine Antwort auf das Warum geben.

Ich musste ihn auch nicht unbedingt sehen, es gab dementsprechend auch keine nennenswerte Sehnsucht, nur ein ganz starkes Bedürfnis nach gedanklichem Austausch während dieser Zusammentreffen.

Trotzdem liebte ich ihn, bis es sich danach anfühlte, weitergehen zu wollen. Seitdem habe ich ihn nie wiedergesehen, nicht einmal zufällig.

Was war es dann, was mich so lange faszinierte?

Spurensuche.

Seine Art.

Sehr intelligent und sprachgewandt, dabei sehr darauf bedacht, seine Ruhrgebiets-Heimat nicht zu verleugnen oder zu vernachlässigen. Bodenständig und immer lieber mit dem "einfachen Mann" von nebenan unterwegs,- er hätte sich mit seinem damaligen Monatseinkommen ganz anderes leisten können.

Schlau und wohlhabend, aber kein Aufhebens darum machen. Das imponierte mir gewaltig. Er transferierte sein Können in seine Tätigkeit, die ihm ein guter Freund von mir vermittelt hatte.

Mir gefiel dieses Begabtsein auf den Punkt, ich fand es auch für mich erstrebenswert und es war etwas, das mich für ihn einnahm, seine easygoing-Leistungsbereitschaft und Schweigen über sein Können.

Aus Kunst und Kultur machte er sich augenscheinlich nicht so viel, war aber im besten Wortsinn gebildet.

Sein Humor trocken, auch sarkastisch, nah dran an den Dingen und auf den Punkt kommend.

Sowieso seine direkte, treffende Art.
Kurzer Kommentar und alles war klar.

Fußballverrückt, aber nicht so begabt wie sein ehemaliger Teamkollege Olaf Thon, wurde er erstmal Lehrer, übte diesen Beruf jedoch nie aus. Nur privat korrigierte er nicht nur meine Uniarbeiten, sondern die von vielen vielen anderen Menschen:

Seine Hilfsbereitschaft.

Fantastisch unkompliziert erleichterte sie mir und meinem Kind den Start in dieser Stadt und - mein Studium. Da wir uns nur aus Arbeitsbezügen kannten, fand und finde ich diese Hilfsbereitschaft außerordentlich anerkennenswert.

Ich bewunderte und liebte ihn für sein Sein.
Hauptsache ihm ging es gut und ich konnte ab und an mit ihm sprechen - heute kann ich das und auch diesen Minimalismus nicht mehr nachempfinden, aber damals war es genau so.

Im Jahr 2008 fühlte ich mich dieser Liebe dann entwachsen, meldete mich bei einem damals noch recht jungen Forum an und startete neue Dinge.

Als ich dann Ende 2010 einen Menschen kennenlernte, der ihm äußerlich, in Mimik, Gestik und Kommentaren so ähnlich schien, konnte ich es kaum glauben - merkte aber deutlich, dass ich keine Erinnerungen wünschte. Absichtlich ignorierte ich ihn bei den seltenen Treffen immer ein wenig, auch wenn ich manche Äußerungen wie Kulturwellensittich oder Kulturkanister witzig fand.

Weniger witzig fand ich es, als ich erfuhr, wer er noch war.

Das Leben hält immer wieder außerordentliche Merkwürdigkeiten bereit.



Es sind auch die Augen gewesen, die mich faszinierten, manche fanden den Blick beängstigend.

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Campino und DTH
nie meine Band.
His girlfriend at the end?

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