nucleus-magazin

Samstag, 11. August 2012

3. Fortsetzung

Zurück in der Innenstadt wurde ich in der Stadtbibliothek eines Plakates gewahr, das einen Wettbewerb vorstellte, in dem man sich in Schriftform und mit begrenzter Wortzahl mit Gelsenkirchen auseinandersetzen sollte.
Das wollte ich auch einmal ausprobieren, das Ganze ging, meine ich, an das Kulturamt, so genau erinnere ich aber mich leider nicht mehr.
Ich schrieb einen fiktiven Brief an meine Mutter und erzählte ihr vom jetztigen Gelsenkirchen - zur Jahrtausendwende-, stellte ihr Fragen über das Gelsenkirchen, das sie von 1937 bis 1973, mit kriegsbedingten Unterbrechungen versehen, bewohnt hatte und war so ganz in meinem Element.
Irgendwann wurde dann das Ergebnis bekannt gegeben - nein, mein Beitrag war nicht dabei - ein Text zum Dritten Reich machte das Rennen, daran erinnere ich mich noch, aber eben auch, mit wieviel Interesse ich diesen "Brief" geschrieben hatte:
Irgendwie schien mir Gelsenkirchen besonders schutzbedürftig und verteidigungswürdig und so habe ich dann das aufgezählt, was mir als Zugezogene an Gelsenkirchen besonders auffiel und gefiel - leider ist der "Brief" verschollen.

Mal wieder in der Stadtbibliothek entdeckte ich eine Einladung zu einer Lesung.
Dort würde Michael Klaus, ein mir damals unbekannter Schriftsteller und Dichter, eine Autorin vorstellen, die aus Rumänien stammend, ein Buch über das Leben dort geschrieben hatte.
Der Abend wurde lang und unterhaltsam. Die Autorin schaffte es, in das rumänische Dorf zu entführen und Michael Klaus gab dem ganzen den notwendigen Rahmen und interessante weitergehende Infos.
Ich erfuhr staunend, dass Michael Klaus Mitglied des Schriftstellerverbandes P.E.N. sei und fühlte mich darin bestätigt, dass Gelsenkirchen eine Stadt mit Potential und Können ist, die Menschen machen den Unterschied! - nur, vielleicht mit einem Ticken zuviel an britischem Understatement ausgestattet:

Was mich an Gelsenkirchen stört, ist gerade nicht dieses Nichtindenvordergrund schieben, - das ist nach dem, was man so an Luft- und Seifenblasen gewohnt ist, wohltuende Erholung, - sondern das sich Irgendwiedochschämen, Irgendwiedochkleinfühlen.

In Gelsenkirchen ist die dem Menschen ohnehin immanente Existenzangst, vielleicht als Resultat des Traumas aus dem massiven Arbeitsplatzabbau und der Umstrukturierung, besonders fühlbar in Zweifeln an sich selbst und an der eigenen Lebensumgebung.
Wen wunderts, nach so einem Absturz, - blieb für die, die es durch ihre Maloche zum Blühen gebracht hatten, doch überhaupt gar nichts mehr übrig zum Freuen - außer Schalke und die Familie.

Die Menschen machen jetzt in der Hauptsache die Stadt aus, nicht mehr die Fabrikschlote, die Zechen - die Heimat und Brot und noch viel mehr waren, aber im Grunde auch eine Ausbeutung von Mensch und Natur und Gesundheit darstellten.
Denn - wurde die Großindustrie für den Menschen geschaffen?

Aktuelle Ausstellung dazu:

http://www.fr-online.de/kultur/ausstellung--mythos-krupp--gute-zeiten-sind-staehlerne-zeiten,1472786,14575818.html

Bonjour Tristesse - auch 2012?

Ja und nun sei Gelsenkirchen wieder im Hintertreffen und überhaupt - ich werde die neueste Studie hier nicht zitieren, denn sie liegt schon in der Altpapiertonne -
sollten die Malocherkinder hier eine Kulturlandschaft nach bürgerlichem Maßstab erbauen?

Gelsenkirchen ist und wird das, was man daraus macht.

Fortsetzung folgt.

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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