nucleus-magazin

Samstag, 28. Juli 2012

Vorgestern kamen die großen Lastwagen. Sie luden nicht nur ein Sofa, einen Tisch und allerhand Kram ein, sondern jede Menge Geschichte.
So ein Sofa ist ja zum Beispiel nicht nur ein Möbelstück. Es ist geselliger Mittelpunkt, Rückzugsort, Lesefläche, was zum Beinehochlegen und allgemein dem Müßiggang frönen.
Hätte ich mehr Platz gehabt, hätte ich das Sofa nicht abgegeben. Sitzen konnte man nämlich noch darauf. Andererseits - was habe ich mich über dieses Sofa schon geärgert,- es kam im Dezember 2001 in diesen Haushalt und sollte das Reisebett ersetzen, in dem mein Kind bis dato geschlafen hatte. Damals wohnten wir noch auf 22qm. Wenn das Sofa aufgeklappt wurde, konnte ich meine Wohnung nur noch im Slalomlauf begehen. Nach kurzer Zeit brach die Rückwand des Sofas, es wurde abgeholt und durch ein neues ersetzt, dann wenige Wochen später wieder getauscht. Der nächste Defekt ließ nicht lange auf sich warten,- zwischenzeitlich hatte mein Kind ein eigenes richtiges Bett bekommen und das Sofa wurde nur noch von Gästen genutzt, - nach der Reparatur.....So knieten wir dann in schöner Regelmäßigkeit über diesem Kasten, der Stauraum und Stütze zugleich war und versuchten, ihn mit allem zu stabilisieren, was uns einfiel. Es hielt ein paar Monate - im besten Fall. Die nachhaltigste Idee war die Anfertigung eines Brettes nach Maß, bis auch das vor kurzem sich nicht mehr halten konnte. Es war die Zeit gekommen, sich von diesem Sofa zu verabschieden.
Froh, dieses Dauerhandwerkerproblem endlich los zu werden, traurig, da daran auch Erinnerungen hingen.
So verschwand es dann sang- aber nicht klanglos im Schlund des Sperrmülllasters. Adieu....
Auch ein Tischchen, das einmal Teil eines Hochstuhles gewesen war, trat den gleichen Weg an.
Ich konnte mich lange Zeit nicht damit anfreunden, dass wir keinen Platz für einen Tisch hatten und mein Kind an diesem Tischchen auf einem Plastikstühlchen sitzend, essen musste. Es war nicht gesellig, sie an ihrem Tisch und ich aß dann entweder vor oder nach ihr an meinem Schreibtisch. Es hatte sowas von Katzentisch und provisorischem Leben. Irgendwann wurde der Tisch dann Beistelltisch zum Bett, das schönste an ihm der Mausaufkleber zum 30. Geburtstag der Maus, den wir aus Köln mitgebracht hatten.
Leider verschwand auch der rote Samthut mit der breiten Krempe im Müll, eigentlich ein Karnevalsobjekt, das so einen Hauch von Ascot verbreitete......nun aber unrettbar kaputt und zerschlissen.

Ich besitze nicht viele Dinge, das hat verschiedene Gründe, aber es ist auch ganz gut so.
Wegschmeißen widerstrebt meiner Natur. Immer schon. Als es mir einmal als Kind gelang, einen mechanischen Wecker wieder zum Leben zu erwecken, war ich sehr stolz auf mich. Mit den Geschenken, die ich bekomme, ist das ähnlich, sie sollten eher von Herzen als aus irgendeinem anderen Grund geschenkt werden - sie werden dann erst einmal in respektvoller Weise betrachtet und dann aufgenommen. Als wir neulich über das Waschen der Kuscheltiere jedes einzeln in die Hand nahmen, fielen uns die ganzen Geschichten dazu ein.

Vertraute Welt der kleinen und großen Dinge.

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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