nucleus-magazin

Sonntag, 20. Mai 2012

Passend zum heutigen Tage begab ich mich in die wunderbare Welt der Transvestiten und Transsexuellen, der Identitätswechsler und Suchenden.

Es würde bestimmt etwas zu gucken geben und - Gelegenheit auf mich zu gucken.
Über das Fremde das Eigene entdecken, oder so ähnlich. Ein bisschen programmatisch, aber irgendwo muss man ja mal anfangen.

Irgendwie hatte ich schon immer ein Faible für Transvestiten. Das fing in Berlin mit den großen Plakaten für das Chez Nous an und fand seinen vorläufigen Höhepunkt in einer jährlich zur Weihnachtszeit aufgeführten Komödie - Ort: eine britische Kaserne, in der der Fliegerpilot auf die weibliche Hauptrolle abonniert war - sie sah immer göttlich aus.

Irgendwie versuchte ich dann ab und zu, meine männlichen Begleiter etwas zu verschönern, zumindest mit Kajal und Tusche und manche fanden das erschreckend gut. Ich sowieso.

Jetzt also Begegnung in echt.

Showtime für Nylon, Highheels und das Kleine Schwarze.

Und ich mit meiner Jeans.

Umringt von stöckelbeschuhten Damen, immer an den Röckchen zupfend, Perücken rückend und mit den Armreifen klimpernd.

Schnatternd im sonoren Bass - und ich hatte einfach was zu gucken.

Erstmal jedenfalls.

Aber es war natürlich auch ein Treffen für Transsexuelle.
Und da war es dann nicht mehr lustig.
Krisensitzung auf der Damentoilette.
Ein Mann auf dem Weg zur Frau fragte mich direkt, ob ich in ihm eine Frau sähe.
Eine unvermittelte Frage, die ich nur so zu beantworten wusste, dass ich es bestätigte, da ich annahm, dass er sich so fühlt und unbedingt sein will.
Dann hielt er mir seinen Ausweis entgegen. Ein Ausweis, der einen langen Text enthielt, indem es darum ging, dass dieser Mensch aufgrund seiner Verwandlungsabsichten und sexuellen Aurichtung bitte nicht diskriminiert werden solle.

Ich fand das irgendwie schrecklich.
Irgendwie konstituierte sich darin schon Dis - kriminierung.
Ätzend, aber wohl nötig, solange Unkenntnis, Unverständnis und Ablehnung noch vorhanden sind.

http://www.ivtf.de/images/ergaentzungsausweis_vorderseite-kopie_480.jpg

Und er beklagte sich bitter.
Dass er nicht ernst genommen würde, dass man ihn immer mit Herrn anreden würde und ihm Arbeit für Männer zuweisen würde.

Zurück auf der Couch ging es dann auch mit anderen Betroffenen in gleicher Thematik weiter.
Intolerante Eltern, Geschwister, Schwiegereltern, heimliches Umziehen, Lügen, Schweigen, jahrelang.
Und die große Freude über solche Anlässe, bei denen Mann dann endlich als Frau auftreten konnte.

Die Transvestiten hingegen, zum Teil mit ihren originär weiblichen Partnerinnen gekommen, genossen den zeitlich begrenzten Ausflug in die gestylte Damenwelt.
Eine Frau in vorgerücktem Alter hatte bereits alle Schritte, auch die medizinischen, hinter sich gebracht. Sie war jetzt Frau. Nur die Stimme und die etwas unelegante Beinhaltung im Rock verriet sie noch.
Überhaupt fiel mir das ständige Zupfen an Nylon und Röcken auf, richtig bequem saßen sie nicht, die Damen.

Ganz anders die junge Frau, die etwas später kam. In Cargohose und Halbschuhen, Hemd und schwarzbuntem Kurzhaarschnitt.
Auf dem Weg zum Mann.

Wir kamen erst spät ins Gespräch.

Gut, dass sie mich nicht danach gefragt hat, ob ich in ihr einen Mann sehe. Ich hätte lügen müssen - allenfalls eine kesse Jungenhaftigkeit.
Sie, auch schon Mutter eines größeren Kindes, Aktivistin in einem Internetforum für schwule Mädchen und lesbische Jungs und sehr glücklich wirkend auf ihrem Weg.
Ich erzählte ein wenig von meiner schwulen Mädchengeschichte, auch davon, dass für mich eine OP nie in Frage gekommen wäre. Davon, dass ich mich als Mann zudem als viel zu klein empfunden hätte, dass ich auch Angst gehabt hätte, keinen Mann zu finden, erzählte ich ihr aber nicht. Not so much negative.
Sie zeigte Bilder von sich als Mann mit angezeichnetem Bart, aber auch als pinke Lady - sie sah in beidem gut aus. Sie fügte meinem Wortschatz auch gleich ein Wort hinzu: Pansexualität.

Es ist schon erstaunlich wie sich völlig fremde Menschen mal eben so über ihre sexuellen Präferenzen austauschen können. -

Sie freute sich darauf, bald keine Brüste mehr haben zu müssen und erzählte davon, dass sie erst mit Frauen nichts anfangen konnte, aber mittlerweile auf Mädels mit männlichen Attributen stehen würde - http://en.wikipedia.org/wiki/Shemale

Und sie lachte immer. Und klappte ihr Notebook auf, um mir "ihr" Forum zu zeigen, in das ich doch unbedingt eintreten solle, weil es genau das Richtige wäre für Menschen, die das Andere suchten, die nicht n o r m a l wären...wer will denn schon normal sein, meinte sie.

So much positive.
Ich habe es noch nicht aufgerufen.

Als ich sie gestern so betrachtete - und sie nebenbei sagte, man würde sie für eine Lesbe halten, was sie aber nicht wäre, trotz ihrer neu entdeckten Vorliebe, fand ich mich wieder.

Und auch nicht.

Ich werde kein Testosteron nehmen und mir nichts abschneiden oder hinzufügen lassen.
Außerdem bin ich nicht mehr schwul.
Und ich fühle mich auch nicht mehr als Mann.
Seit dem letzten Jahr habe ich mich gewandelt.
Vielleicht hat es auch schon vorher angefangen und es ist nur bestätigt worden.

Ich fühle mich, wie ich fühle.

Und was die Vorlieben angeht - heute Nacht habe ich geträumt, ich hätte mit der alternden k.d. lang bei einem Treffen in meiner Schule getanzt und sie hätte ein wenig schwer in meinen Armen gelegen.

Merk-würdig.

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die Karte mit der Webadresse muss ich wohl liegen gelassen haben.
Jedenfalls habe ich sie nicht mehr gefunden, - naja, vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl oder - wer weiß.
Heute Mittag habe ich das Forum nicht mal im Netz gefunden. Gerade habe ich noch ein wenig gesucht:
Da ist es, und wie niedlich, 80 User.....;-)
http://girlfag-guydyke.forumieren.com/forum

und weil ich auch gerne wissen wollte, was das bedeutet, habe ich gerade noch eine Wikivariante entdeckt:

http://www.homowiki.de/Dyke

Ein wenig viel Fachwörterei, aber wahrscheinlich redet man sonst aneinander vorbei - ?

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Foren...
arbeiten gerne mit phpbb und so kennt man sich schon gleich irgendwie aus.
Ansonsten sind sie doch wieder recht eigen in ihrer Ausgestaltung, was aufgefallen ist:

Wer Sexkontakte sucht, fliegt.
Aus einem Forum, das sich über sexuelle Themen und sexuelle Identitätsfragen austauscht. Andererseits - es soll eben nett bleiben und das ist Sex nicht unbedingt immer.

Wer nie schreibt, fliegt auch.
Das bekommt man gleich in der Begrüßungsmail mitgeteilt. Hmmm, das könnte mir dann wohl bald passieren, ich wollte mich in der Hauptsache informieren, dort lesen und mir so meine Gedanken machen, denn letztendlich ist das alles ja nun nicht mehr aktuell....

Mal sehen, habe erstmal nur den angehenden jungen Mann vom letzten Treffen angeschrieben, vielleicht reicht das ja schon als Aktivität. ;-)

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Offensichtlich ;-)
Ich solle aber doch im Forum mal meine Geschichte erzählen, meinte sie.
Gerade weil bei mir alles noch einmal einen anderen Verlauf genommen hat.
Ob ich bis zur nächsten Veranstaltung weiß, wohin es denn nun geht - falls ich mich doch vorstellen muss, wäre es sicher angebracht, andererseits muss man sich dafür sicher auch nicht schämen, momentan eben dies nicht so recht zu wissen.

Sie weiß, was sie will.-

Hier ist sie/er:

http://silas-cedrik.jimdo.com/%C3%BCber-mich/

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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