nucleus-magazin

Mittwoch, 15. Februar 2012

an einen Beruf.

Irgendwann hat das angefangen.
Wir standen irgendwo an einer Straßenkreuzung. Ich war ungefähr zehn Jahre alt und mein ältester Cousin ein Kindergartenkind.
Ich zeigte auf den Anfangsbuchstaben des Straßenschildes, sprach ihn vor und ließ es meinen Cousin noch ein paar mal wiederholen......

Viele Jahre später fragte mich meine Englischlehrerin, ob ich Nachhilfe geben wolle - ich war in der 11. Klasse, die Schülerin in der 8. Klasse.
Ja, ich wollte.
Wie viel Geld ich damals pro Stunde verdient habe, weiß ich nicht mehr, irgendwas zwischen 8 und 10 DM wahrscheinlich,- aber eines weiß ich noch ganz genau: Die Schülerin, die Englisch überhaupt nicht leiden konnte, verbesserte sich von einer Fünf auf eine Zwei. Als ich sie Jahre später zufällig traf, erzählte sie mir, sie habe den Englischleistungskurs belegt.

Noch lange Zeit habe ich dann in Russland als Assistenzlehrkraft für "Deutsch als Fremdsprache" gearbeitet, was mir auch viel Freude gemacht hat, da die Schüler und Eltern, sowie die fest angestellten Lehrerkollegen mit viel Interesse und Engagement bei der Sache waren.

Als ich dann in Deutschland an einer Grundschule Englisch im Nachmittagsbereich unterrichtete (damals gab es Englisch noch nicht als reguläres Schulfach an Grundschulen), schlug mir das Grauen deutschen Schulalltags um die Ohren.
Die Kinder wurden von ihren Müttern gebracht, wie diese es wollten, wenn ich unangemessene Verhaltensweisen der Kinder anmerkte, hieß es, diese seien doch in einer Trotzphase, da müsse man Verständnis für haben, außerdem sei es Nachmittag und da müssten die Kinder ja wohl nicht ernsthaft lernen....
Der Direx hatte außerdem Kinder der 1. - 4. Klassen zusammen in diesen Kurs gesteckt - niemandem konnte ich so gerecht werden. Ich kündigte nach einigen Wochen.

Nein, niemals Lehrerin an einer regulären Schule in Deutschland, das stand dann endgültig fest.
Für viele Jahre war ich dann auch erstmal in anderen Berufszweigen unterwegs. Ein konstanter Verdienst und feste Arbeitszeiten waren das ausschlaggebende Argument als allein erziehende Mutter eines jüngeren Kindes.

Das freiberufliche Nachhilfelehrerdasein ist ein ständiges Auf und Ab von Verdienst und Stundenzahl, auch wenn ich einen festen Stamm von Schülern habe - es ist so quasi das Berufsrisiko.
Andererseits und damit zurück zum Thema -

Unterrichten ist so viel mehr als nur Stoffvermittlung.
Den Lernenden beim Denken zuzuschauen, ihnen, wenn nötig eine Brücke zum Verständnis bauen, sie dann eigenständig formulieren lassen und dabei die Fortschritte zu beobachten.....sind alles sehr beeindruckende Momente und -
das gemeinsame Lachen über Aufgabenstellungen, selbstironische Fehleranalysen der Schüler, es gibt irgendwie immer wieder Gelegenheit dazu.
Schwer fällt mir an diesem Beruf zuweilen das Aufhörenmüssen nach Uhr, - wenn der Schüler gerade mitten im Stoff und Erfahrungsprozess ist und man dann eigentlich noch mal richtig in die Materie eintauchen könnte.

Lehren und Vermitteln ist nahe am menschlichen Dasein, ist Philosophie, ohne das Wort überhaupt zu gebrauchen.



Bilder eines Kindes, das über wenig klassische Schulkenntnisse, aber über sehr viel Spaß an Kreativität verfügt - Malen und Zeichnen gehören jetzt in jede Hausaufgabe und zum Unterricht dazu.

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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