nucleus-magazin

Sonntag, 12. Februar 2012

Forever Young?



Whitney Houston ist tot.

Sie gehörte wie eigentlich alle Megastars der 80er Jahre nicht zu den Musikern, die ich gerne gehört habe.
Aber sie war ein Teil dieses Hintergrundrauschens aus Radio und Lebensgefühl drum herum.

Sie gehörte zu der Generation, die in meinem kindlichen Verständnis DIE Jugendlichen waren. Die auf dem alljährlichen Feuerwehrfest mit ihren Jungs und Mädels hinterm Zelt herumknutschten, im Autoscooter und mit dem Bier in der Hand zeigten, was man so macht, wenn man cool sein will.
Überhaupt dieses Herumgeknutschte. Was wurde damals viel auf der Straße geküsst und geschmust. Kuschelrockplatten und der unvermeidliche Klammerblues auf jeder Party. Ich weiß noch wie direkt vor meinem Fenster die ältere Schwester meiner Spielkameradin mit ihrem Freund stundenlang knutschend herumstand und meine Mutter die Vorhänge zuzog und mich warnte, ich solle mir kein Beispiel daran nehmen. Was ich natürlich trotzdem getan habe, wenn auch nicht so gerne auf der Straße und ....eine Story für sich.

Das war auch die Nullbockgeneration, von der ich immer im Fernsehen hörte und die, so schien es mir, ein Potential hatte, gut funktionierende Systeme durch einfaches Nichtstun ins Wanken zu bringen, was sie sympathisch machte.
Diese Generation hörte auch gute Musik, wie ich fand und so mischte ich mich mit meinen 9-12 Jahren bei Gelegenheit gerne unter diese Altersklasse.
Meine Cousine kriegte ich dazu, mich mit in die sooo gefährliche Disco zu nehmen. Überall lauerten wohl die Typen, die einem etwas ins Getränk schleusen wollten.
Das Licht war so cool, mit 12 war Disco noch richtig spannend,- mit 16 fand ich es dann nur noch laut und nervig........

Diese Jugendlichen schienen mir unsterblich.

Zusammen mit mir als angehender Jugendlichen dachte ich mir, dass wir das Jungsein irgendwie gepachtet zu haben schienen. Wir würden älter aber nicht "alt" werden: Nicht verkrustet, zustrukturiert, festgeklebt und morbide lebend.

Wir würden gut aussehen, cool und sexy sein.

Selbstbewusstsein war nicht das, was fehlte. Geld war nie so richtig ein Problem, Gesundheit sowie nicht und wenn, dann stand man über Kopf- und sonstigen Schmerzen.Unberührbar zu sein, gegenüber dem, was tief ging, das war wichtig. Cool sein als Lebensgefühl und Schutz.

Und nun?

Die Zeiten sind nicht mehr so lustig.
Die Haare sind ordentlich, die großen Ohrringe und der ganze bunte schräge Klitzerkram neben der schlanken Figur ins Off verschwunden. Titanschmuck fällt mir da noch ein, den habe ich auch gehabt.

Cool sein klappt nicht mehr so richtig und wenn, dann wirkt es eher unaufrichtig.

Die ForeverYoungGeneration hat die 50 (fast) erreicht.

Ich kann und will es nicht so richtig glauben, es ist so, als würden sie mich in ihr Alter mitreißen, - ich habe mich dieser Generation schon immer irgendwie verbunden gefühlt und nun - wird sie alt. Egal, was vielleicht noch an Schönem kommen mag, die Zerbrechlichkeit nimmt zu. Ich bin jünger, aber das Alter sitzt schon im Nacken, allein durch schwere Zeiten.

Wie wird man alt, wenn man denkt, dass das Leben lange dauert und durch Aktivität und Gesundheitsbewusstsein zu steuern ist?

Ist das ein Aufschieben von etwas für später?

Beim Thema Aufschieben erinnere ich mich an die Chucks, die ich als Jugendliche unbedingt haben wollte, mir dann aber erst vor vier Jahren kaufte.

Zu spät, um noch echte Freude zu bereiten.


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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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