nucleus-magazin

Sonntag, 15. Januar 2012

Dieser lange Atem,
dieses furchtbare Hoffen,
diese schreckliche Sehnsucht,
diese schneidende Wut,
diese unfassbare Ohnmacht,
diese grausame Selbsterniedrigung,
diese unerfüllte Liebe,
diese unentrinnbare Verbindung.

Diese Eltern.
Meine Eltern.

Sie wollen mich nicht.
Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen.

Dieser lange Atem.
Ich habe so lange gewartet.
Man tröstete mich, warte bis Deine Eltern alt werden, warte bis Dein Vater in Rente geht, warte bis Deine Eltern gebrechlich werden, warte bis sie verstehen, was sie an Dir haben.

Ich werde nicht mehr warten.

Dieses furchtbare Hoffen.
Ich wollte es nicht wahrhaben.
Warum haben sie mich gezeugt, geboren, gefüttert, großgezogen und Worte gelehrt und als ich dann sprechen konnte, für mich sprechen konnte, wollten sie nichts mehr von mir wissen.

Ich werde nicht mehr hoffen.

Diese schreckliche Sehnsucht.
Ich wollte es erleben, das Angenommen werden. Da sein dürfen. Nestwärme.
Stattdessen die dauernde Forderung, die geforderte Distanz zu wahren und ihr Sein nicht durch mein Sein zu belasten.

Ich werde mich nicht mehr sehnen.

Diese schneidende Wut.
Ich bin nicht gediehen, fast zwei Jahrzehnte stark untergewichtig und oft und lange und manchmal schwer krank. Ich wollte gehen, aber man ließ mich nicht.

Ich werde nicht mehr gegen mich sein.

Diese unfassbare Ohnmacht.
Ich habe dort keine Stimme, finde kein Gehör, zähle nicht, habe keinen Schlüssel zu meinen alten Räumen.

Ich werde schweigen.

Diese grausame Selbsterniedrigung.
Keine Anstrengung zu groß, keine Brücke zu lang, keine Idee zu schade, um den Weg zu einer erwachsenen Beziehung zu ebnen.

Ich werde die Hände in den Schoß legen.

Diese unerfüllte Liebe.
Kein Lachen, keine strahlenden Augen, keine Freude, stattdessen Kritik, Schläge, Schreien.

Ich werde nicht mehr zuhören.

Diese unentrinnbare Verbindung.
Auch über das Enkelkind. Nun haben sie auch ihm das Desinteresse signalisiert.

Sie werden mich nicht wiedersehen und das wird der letzte Gefallen sein, den ich ihnen erweisen werde.





Rennen! Nicht Laufen!
In einer großen Stadt, die keine Helden hat,
da kämpfst du einsam um dein Glück.
Und keiner steht dir bei, hält dir den Rücken frei,
denn für dich gibt es kein Zurück.
....

http://www.songtextemania.com/rennen_nicht_laufen!_songtext_die_arzte.html

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Vorschlag
Mal einen Mediator mitnehmen, überprüfen lassen was an deiner Sichtweise stimmt, was selektive Wahrnehmung ist, dann deine Klagen öffentlich durch diesen Dritten relativieren, bestätigen oder verwerfen lassen.

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Guter Vorschlag
..aber nicht umsetzbar.

Als Jugendliche habe ich mich an das Jugendamt, dann an ein Heim gewandt, habe mich, als ich über das Wochenende weggelaufen war (aber nachher brav in die Schule gegangen bin) und dann gleich von der Polizei in Empfang genommen wurde, an alle Stellen gewandt, die mir einfielen und die mir vielleicht hätten helfen können -

Meine Eltern haben sich Einmischung von außen strengstens verbeten, auch als die Polizei bei uns im Wohnzimmer stand. Kinder schlagen war damals noch nicht verboten und seelische Grausamkeit hätte ich nicht mal eben so in Worte fassen können, so dass die Antwort meiner Eltern auf die Frage, ob denn wirklich alles in Ordnung sei, natürlich "ja" lautete.

Ich werde das für mich verarbeiten indem ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen werde.
Meine Eltern zu involvieren war, ist und wird nie möglich sein.

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wenn das alles stimmen sollte, dann waren und sind deine Eltern hilfsbedürftig. Umsomehr stellt sich die Frage, warum du von Menschen etwas einforderst, was sie nicht geben können.
Wenn du dich damals an alle Stellen gewandt hast, die dir hätten helfen können, müsstest du jetzt entweder komplett durchtherapiert sein oder therapieresistent.
Ich gehe davon aus dass du über 30 bist. Da verlange ich von Menschen, dass sie nicht verpassten Chancen nachjammern, sondern Milde mit den Opfern (Eltern) zeigen.

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Ja, meine Eltern sind sicher hilfsbedürftig.
Ich habe mir trotzdem erlaubt, sie in ihrer Funktion als Eltern anzusprechen und auch Dinge einzufordern - niemand sonst war für mich als Kind und Jugendlicher de facto verantwortlich. Die Stellen, an die ich mich damals gewandt habe, haben natürlich versucht, meine Eltern mit ins Boot zu holen, nachdem dies jeweils scheiterte, musste ich alleine sehen, wie ich zurecht kam.

Therapiert hat mich damals also niemand.

Schön, dass Du verlangst.
Genaues Lesen wäre auch angebracht.

Ich habe ihre Verweigerung, mit dem Enkelkind näheren Kontakt zu halten, zum Anlass genommen, einen Schlussstrich zu setzen.

Jammern tut hier niemand.

Vielleicht erklärst Du mir noch, warum Du meine Eltern als Opfer bezeichnest. Gibt es Täter?

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Genaues lesen hilft. Hilf- und lieblose Eltern streben diesen Zustand nicht in einem Willensakt an.
Täter sind Strukturen und Umstände.

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Eine Erkenntnis, die weder das Problem löst, noch Leid mindert.

Wieviel soll das "Opfer" leisten müssen?

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Wer ist Täter? Wer ist Opfer?
Das Problem: ein Kind verlangt lebenslang etwas von Eltern, was die nicht leisten können. Lösung: das Kind wird erwachsen und stellt seine Forderungen ein.

Meine Forderung nach "Leistung" des "Opfers" ist genau genommen also keine. Es sollte nur die Weigerungs- und Anspruchshaltung aufgeben.

Leid wird durch Verzeihen gemildert. Erwachsen sein bedeutet, sich auch in die Person des "Täters" denken und einfühlen zu können.

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> "das Kind wird erwachsen und stellt seine Forderungen ein. "

Fazit in diesem konkreten Fall also: das Kind gibt den Gedanken auf, Eltern zu haben, bzw. jemals Eltern gehabt zu haben.

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Neues Buch über den Kochlöffel
Es ist ein Buch erschienen, das sich
"Die geprügelte Generation" nennt.
Darin arbeitet die Autorin den selten gewaltfreien Alltag von Kindern in den 50er und 60er Jahren auf und spricht von der Selbstverständlichkeit von Gewalt gegen die eigenen Kinder.

Ingrid Müller - Münch:

"Die geprügelte Generation"

Klett - Cotta

Ein Kochlöffel ist auch an mir zerbrochen.
Hosenträger hinterließen unschöne Striemen auf meinen Oberschenkeln und die Ohrfeige, die den Knutschfleck züchtigen sollte, hallte noch lange nach.
Meine Schulkameradin bekam auch für Lappalien wie falsch herausgesuchte Konserven aus der Speisekammer Schläge.

Die 80er in Deutschland....

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Letzte Aktualisierung: 2014.07.26, 12:50
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