nucleus-magazin

Die Städte, in denen ich bisher über ein Jahrzehnt verbracht habe, verfügen beide über eine. Die eine innerhalb ihrer Stadtgrenzen, die andere außerhalb, aber doch ganz nah:

Eine Müllverbrennungsanlage, MVA genannt oder auch MHKW für Müllheizkraftwerk.

Glaubt man den Homepages der Betreiber, einmal ist es Interargem, ein anderes mal RWE, ist das eine ganz saubere Angelegenheit. Nachrüstung und erhöhte Standards sorgen angeblich für ein umweltverträgliches Maß an Schadstoffbelastung. Nur wenig Raum nehmen die Infos über Emissionsdaten ein - und, was heisst hier eigentlich umweltverträglich?

Ist der Mensch mit inbegriffen?

Wie steht es um die Menschenverträglichkeit einer derartigen Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten?

In Bielefeld stellte man fest, dass sich die Krebsrate in Stadtteilen östlich der MVA erhöht hatte. Die dortige Anlage besteht seit Anfang der 80er - Jahre und vom Balkon aus war es ein beeindruckendes Panaromabild, wie der weiße Rauch der MVA langsam längs des Teutoburger Waldes nach Osten zog.

Schaubild der Krebsraten in Deutschland:
http://www.ekr.med.uni-erlangen.de/GEKID/Atlas/CurrentVersion/Inzidenz/atlas.html


Wenn der Wind aus Westen kommt, liegt Gelsenkirchen genau dort, wo die Schadstoffe des Müllheizkraftwerks Karnap vom Winde hin verweht werden.

Nun bin ich seit einigen Jahren aus diversen Gründen keine WAZ - Leserin mehr und vielleicht habe ich daher etwas verpasst, - aber war Karnap jemals Thema in Gelsenkirchens Medien?

Hier ein Artikel aus Essen aus dem Jahre 2007:

"Gegen einen weiteren Fortbestand der Müllverbrennungsanlage spricht ihre schlechte Auslastung. Aufgrund des Versuchs, die CO2 Problematik in den Griff zu kriegen (und der voraussichtlich daraus resultierenden Müllvermeidung) wird die Müllverbrennung in großen Anlagen kaum eine Zukunft haben und gehört schon jetzt auf das wirtschaftliche Abstellgleis.Schon jetzt wird die Anlage in Karnap nur noch sporadisch befeuert. Das Herunter- und Herauffahren einer solchen Anlage ist nicht effizient, treibt die Kosten und erhöht den Schadstoffausstoß unnötig (das Dioxinrisiko steigt, wenn die Anlage nicht kontinuierlich auf einem hohen Temperaturniveau gefahren wird). Wen es interessiert, kann mit eigenen Augen beobachten, wie selten die Anlage in Betrieb ist."
http://www.altenessen.info/lokales/aus-fuer-die-muellverbrennungsanlage-in-karnap.html

Wer könnte ein Ansprechpartner sein und vertrauenswürdige Informationen über die tatsächliche Zusammenstellung des Schadstoffcocktails liefern?

Die Grünen? Im Jahr 2007 sammelten sie Unterschriften gegen Australiens Müll in Herten:
http://www.gruene-ge.de/gruen-aktiv/2007/giftmuellverbrennung-herten/index.html
Ich habe sie heute angeschrieben, bin gespannt, was sie antworten.


Es ist so ruhig im Windschatten eines Müllheizkraftwerks. Zu ruhig für meinen Geschmack.


MVA Bielefeld, 2008


"Der vorliegende Greenpeace-Bericht schließt alle
derzeit verfügbaren wissenschaftlichen
Erkenntnisse über Emissionen aus MVAs und deren
Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen
mit ein. Menschen, die in der Nähe einer MVA
wohnen oder bei einer solchen Anlage beschäftigt
sind, sind Untersuchungen zufolge verstärkt einer
Reihe gesundheitlicher Gefahren ausgesetzt. Dazu
zählen ein erhöhtes Krebsrisiko (sowohl bei Kindern
als auch bei Erwachsenen), Atemprobleme,
Herzkrankheiten, Schädigung des Immunsystems,
allergische Reaktionen und angeborene Anomalien."
greenpeace, 2001
http://www.greenpeace.at/uploads/media/muellverbrennung.pdf